Autochrome Welt.
Die frühe Farbfotografie 1905 bis 1925
Das 1907 der Öffentlichkeit präsentierte Autochrome-Farbverfahren der Gebrüder Lumière revolutionierte die Fotografie wie später der Kleinbildfilm. Plötzlich konnte die Welt in weitgehend realgetreuen Farben abgebildet werden. Bis nach dem Ersten Weltkrieg blieb das teuere Material allerdings den Experten unter den Lichtbildnern vorbehalten. Papierabzüge waren noch nicht möglich. Die Bilder wurden als Diapositive mit Projektoren an die Wand geworfen oder in Bildbänden und Illustrierten als visuelle Sensationen abgedruckt.
Das Autochrome-Verfahren der Gebrüder Lumière hatte seinen Höhepunkt mit verfeinerten Varianten in den 1920er Jahren. Die Kornrasterplatten waren allerdings teuer und verglichen mit zeitgenössischen Schwarzweißfilmen wenig lichtempfindlich. Momentaufnahmen waren damit praktisch nicht möglich. Die Autochrome verschwanden in den 1930er Jahren langsam vom Markt, vor allem als Kodachrome (1935) und Agfacolor (1936) in Form von Kleinbildfilmen in der heute noch gültigen Norm mit 36 Aufnahmen erhältlich wurden.
Der Medienwissenschaftler Ulrich Hägele präsentiert nun im Schönbuch-Museum einige noch nie gezeigte Farbaufnahmen des Stuttgarter Fotografen Hans Hildenbrand, der als offizieller Kriegsberichterstatter mit autochromen Bildern vom Ersten Weltkrieg berichtete und später für die amerikanische Zeitschrift National Geographic arbeitete. Die Bilder sind Leihgaben aus dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart. Ebenso zu sehen sind zauberhafte und fast impressionistisch anmutende Farbportraits und Großstadtszenen aus Stuttgart, München und Paris, von so bekannten Fotografenpersönlichkeiten wie Alfred Stieglitz und Heinrich Kühn sowie einige Originalobjekte aus der Blütezeit der frühen Farbfotografie. Ein besonderes Schmankerl: bislang unbekannte Tübinger Stadtansichten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Sie stammen aus der Tübinger Privatsammlung Claus Walter und sind natürlich in Farbe! Der Katalog zur Ausstellung ist im Schönbuch-Museum und im Buchhandel erhältlich. Er kostet 7,50 Euro.